Lesen Sie hier unser Interview mit der Allianz über die Auswirkungen der Coronakrise auf die Versicherungsbranche
Die Coronakrise hat unsere Arbeitswelt in vielerlei Hinsicht verändert. Unser Arbeitsalltag ist durch die Arbeit im Home Office auf den Kopf gestellt worden, aber auch die Verhältnisse in den einzelnen Branchen haben sich durch die Krise gewandelt. So ist auch der Alltag in der Versicherungsbranche im Zuge der Coronakrise verändert worden. Über die Tendenzen in der Branche, die Art der Schadensmeldungen während der Krise, aber auch über ihre persönlichen Erfahrungen mit den außergewöhnlichen Arbeitsbedingungen, haben wir mit Christian Huus und Kristian Møller aus der Market Management Abteilung von Allianz Global Corporate & Speciality gesprochen.
Handelskammer: Wie hat sich Ihre Arbeitsweise durch die Coronakrise verändert? Wie läuft die Arbeit während der Krise ab und was sind Ihre Erfahrungen mit den neuen Arbeitsverhältnissen?
Die Allianz ist ein internationales Versicherungsunternehmen, weshalb wir schon vor dem Corona-Lockdown daran gewöhnt waren auf Entfernung mit Kollegen aus aller Welt zusammenzuarbeiten. Dadurch waren z.B. Video-Konferenzen schon vorher ein fester Bestandteil unserer Arbeit. Aus diesem Grund haben wir schon vor der Krise über die passende technische Ausrüstung verfügt. Das war eine wichtige Voraussetzung dafür, dass wir relativ problemlos von einem Tag auf den anderen aus dem Home Office arbeiten konnten. Unsere Mitarbeiter waren dadurch auch schon vorher daran gewöhnt, z.B. in einem hohen Ausmaß über Microsoft Teams und Webex zu kommunizieren. Was sich jetzt verändert hat, ist, dass plötzlich alle auf einmal von zu Hause aus arbeiten. Besprechungen mit den Kollegen müssen daher jetzt viel genauer geplant werden, da die zufälligen Treffen im Büro wegfallen. Auch haben sich unsere Arbeitszeiten durch das Home Office teilweise auf die Abendstunden und das Wochenende verschoben, insbesondere auch deshalb weil in unserer Branche möglichst schnelle Antworten auf Kundenanfragen entscheidend sind.
Handelskammer: Welchen Einfluss hat die Coronakrise auf Ihr Kerngeschäft? Haben sich die Schadensmeldungen/Kundenanfragen während der Krise verändert? Falls ja, auf welche Art und Weise?
Die meisten Fälle in unseren Kundenanfragen waren tatsächlich eher auf Folgeeffekte der Krise bezogen. Als Beispiel ist hier besonders die Cybersicherheit zu nennen. In diesem Bereich gab es einen deutlichen Anstieg an Kundenanfragen. Dadurch, dass viele jetzt von zu Hause aus mit einer VPN-Anbindung arbeiten, ist auch das Risiko eines Cyberangriffes größer geworden.
Darüber hinaus sind viele unserer Kunden Produktionsgewerbe von denen einige ihre Produktion herunterfahren mussten. Einige von ihnen müssen ihre Fabriken momentan leer stehen lassen, was natürlich neue Herausforderungen mit sich bringt: Wer schaut jetzt nach dem Rechten in diesen Anlagen? Hier kommt unsere Ingenieursabteilung, die sich mit Risk Consulting beschäftigt, ins Spiel. Sie schicken detaillierte Guidelines an unsere Kunden darüber raus, wie man z.B. auf solche Anlagen aufpasst, wenn keine Mitarbeiter vor Ort sind.
Durch die Coronakrise hat sich die Art und Weise wie wir mit Schadensmeldungen umgehen größtenteils nicht verändert. Jedoch können in einigen Fällen Schäden momentan nur schwierig vor Ort begutachtet werden, was die Bearbeitungszeit einzelner Fälle verlängern kann. Wir behalten aber unsere hohe Qualität an Serviceleistungen bei.
Handelskammer: Wie sehr und auf welche Art und Weise wird die Coronakrise die Branche und den Markt langfristig verändern?
Man wird seitens der Versicherungsunternehmen vor allen Dingen die Klauseln in Versicherungspolicen durchgehen. Wie sollen Situationen wie diese in der Zukunft versicherungstechnisch abgedeckt werden? Natürlich können Ereignisse wie die Coronakrise von Versicherungsunternehmen nicht vollständig abgedeckt werden, deswegen muss diskutiert werden, wie solche Vorkommnisse seitens der Versicherer in Zukunft gehändelt werden sollen. Wie sollen die Klauseln formuliert werden, sodass sie unsere Intentionen mit solchen Regelungen bestmöglich wiedergeben? Wir werden also vermutlich verändertes Vertragswerk finden können. Wir müssen sicherstellen, dass wir die entscheidenden Dinge in unseren Policen abdecken. Der Markt für Versicherungsunternehmen ist momentan hart, da wir mehreren Jahren mit hohen Schäden für Gewerbe und Industrie entgegensehen. Dadurch ist die Risikobereitschaft von Versicherungsunternehmen reduziert, was zur Folge haben kann, dass die Konditionen eingeschränkt werden oder der Beitrag steigt. Deswegen wird in Zukunft ein verstärkter Fokus darauf liegen hier gegenzusteuern.
Handelskammer: Welchen Anteil nehmen eigentlich die Schäden, die im Zusammenhang mit dem Coronavirus stehen im Verhältnis zu denen ein, die gar nichts mit Covid-19 zu tun haben?
In den nordischen Ländern gibt es bislang kaum Schäden, die wirklich direkt etwas mit dem Coronavirus zu tun haben. Das sind bis dato tatsächlich nur ein paar wenige Fälle. Das hängt u.a. mit dem hohen Standard der Abdeckungen in den nordischen Ländern zusammen, aber auch damit, dass große Unternehmen in dieser Region gut aufgestellte Risk Management-Abteilungen haben, die einen Bereitschaftsplan für solche unvorhersehbaren Ereignisse ausarbeiten. Das beeinflusst die Möglichkeiten auf solche Situationen reagieren zu können natürlich stark. Natürlich konnte niemand die Coronakrise vorhersehen, jedoch sind Unternehmen dadurch auf unberechenbare katastrophale Ereignisse besser vorbereitet. Deshalb konnte man auch auf die Coronakrise besser reagieren und die Schäden somit einigermaßen begrenzt halten.
Christian Huus und Kristian Møller ergänzen an dieser Stelle, dass durch die Coronakrise alle Firmen ihr Bewusstsein dafür stärken werden, welchen Einfluss unvorhersehbare Ereignisse (z.B. Naturkatastrophen oder Gesundheitskrisen) haben können. Dadurch werden auch kleinere und mittlere Unternehmen vermutlich ihre Risk Management Kompetenz stärken und im Zuge dessen beispielsweise enger mit ihren Versicherungsunternehmen zusammenarbeiten.
Über Allianz Global Corporate & Speciality:
Die Allianz ist ein globales Versicherungsunternehmen, das besondere Industrie- und Unternehmensviersicherungen für Unternehmen mit mehr als 70 Millionen Euro im Jahr anbietet. Allianz Global Corporate & Speciality (AGCS) ist eine Tochterfirma von Allianz in den nordischen Ländern mit ca. 60 Mitarbeitern in Kopenhagen, Stockholm, Norwegen und Finnland.
Allianz ist eines von mehr als 600 Mitgliedern der Deutsch-Dänischen Handelskammer.